09.02.2023
ArbeitsweltKarriere
Rebekka Schnatz

Führungspositionen: Warum Frauen hier immer noch eine Seltenheit sind

Frauen in Führungspositionen: Es gibt sie, keine Frage. Aber wirklich viele sind es nicht. Daten des DIW Berlins zeigen, dass der Frauenanteil in Vorständen in Deutschland nach wie vor bei nur 16 Prozent liegt. Auch Forschungsergebnisse bestätigen, dass es auf dem Weg nach ganz oben für Frauen immer noch mehr Hürden gibt als für Männer. Besonders häufig finden sich Frauen in Führungspositionen im unteren und mittleren Management wieder. An die Spitze eines Unternehmens schaffen es nur wenige. Doch warum ist das so?

Frauen in Führungspositionen sind immer noch eine Seltenheit.

Ein bekanntes Phänomen: die gläserne Decke, die Frauen scheinbar vom Aufstieg in Führungspositionen abhält (iStock/hyejin kang)

 

Welche Rolle Glas dabei spielen kann

Die Psychologie liefert verschiedene Gründe, wieso fast ausschließlich Männer in Spitzenpositionen wie den Unternehmensvorstand gelangen. Ein Ansatz sind die „Gläsernen Metaphern“. Auch hier wurde beobachtet, dass Frauen weniger in hohen Führungspositionen zu finden sind. Das Phänomen der „Glass Ceiling“ beschreibt den Umstand, dass Frauen von einer gläsernen Decke scheinbar vom Aufstieg in höhere Führungspositionen abgehalten werden. Wohingegen Männer aufgrund des „Glass Elevators“ quasi mühelos und ungehindert aufsteigen können – wie in einem gläsernen Fahrstuhl direkt nach ganz oben.

 

Was Peter und Paula damit zu tun haben

Dass Männer scheinbar mühelos aufsteigen, während die Karriere von Frauen stagniert, findet sich auch noch in anderen psychologischen Phänomenen wieder. So besagt das „Peter-Prinzip“, dass männliche Angestellte so lange befördert werden, bis sie in Positionen gelangen, die ihre Kompetenzen übersteigen. Bei Männern wird also einfach angenommen, dass sie aufgrund ihrer guten Leistung auf der aktuellen Position auch gute Leistungen in der höheren Position erbringen. Bei Frauen ist jedoch das Gegenteil der Fall: Sie werden in der Regel erst befördert, nachdem sie ihre Kompetenz auf einem höheren Niveau bewiesen haben. Während Männer also bis in die Inkompetenz befördert werden, verharren Frauen oft nur auf Positionen ihrer nachgewiesenen Kompetenz oder sogar unterhalb ihrer wahren Fähigkeiten – besser bekannt als das „Paula-Prinzip“.

 

Warum Stereotype besonders für Frauen problematisch sind

Peter und Paula unterscheiden sich vor allem in einem: ihrem Geschlecht. Und hier findet sich eine weitere Hürde, die Frauen auf ihrem Weg nach oben nehmen müssen – die Geschlechtsstereotype. Diese beschreiben an sich nur typisch weibliche und typisch männliche Eigenschaften. Doch daraus ergibt sich eine gewisse Problematik. Denn wenn es eine geteilte Meinung darüber gibt, wie Menschen sind, dann entstehen daraus automatisch auch Regeln, wie Männer und Frauen nicht sind oder nicht sein sollten.  Und hier liegt das Problem, denn für Frauen gilt: Sie sollten empathisch, fürsorglich, sensibel und hilfsbereit sein, nicht dominant, durchsetzungsstark und entscheidungsfreudig. Aber leider sind genau das die Eigenschaften, die eine Führungspersönlichkeit mitbringen sollte. Eine typische Frau entspricht also nicht dem Bild einer typischen Führungskraft, wohingegen bei Männern genau das der Fall ist – ein weiterer Grund, warum der Aufstieg für den Mann einfacher ist als für die Frau.

Wieso dominante Frauen nicht gemocht werden

Aus diesen Geschlechtsstereotypen entstehen weitere Schwierigkeiten für Frauen. Verschiedene Studien belegen, dass von diesen Stereotypen abweichendes Verhalten bestraft wird. Frauen, die im Berufsalltag sehr dominant auftreten, wurden als weniger sympathisch wahrgenommen als Männer, die ein gleiches Verhalten demonstrierten. (Kurze Randnotiz: Der sensible Mann wurde übrigens ebenfalls negativer bewertet.) Als Frau dominant und durchsetzungsstark zu sein, kann also zu negativen Konsequenzen für diese Frauen führen. Dies wird in der Psychologie als „Backlash-Effekt“ bezeichnet. Daraus können Frauen sogar eine gewisse Angst entwickeln, sozial abgewertet zu werden, wenn sie sich nicht geschlechtskonform verhalten. Oft beginnen sie dann stereotyp-inkonsistentes Verhalten zu vermeiden. Aber wer kein Führungsverhalten zeigt, bekommt auch selten die Chance auf eine Führungsposition.

 

Wie Frauen das ändern können

Die Psychologie kennt also viele Gründe, warum Frauen immer noch seltener in hohen Führungspositionen vertreten sind. Aber es gibt auch ein Licht am Ende des Tunnels: Wir Frauen können das verändern. Besonders einfach ist das beim Phänomen des eben beschriebenen „Backlash-Effekts“. Weitere Studien haben gezeigt, dass die soziale Abwertung der dominanten Frauen stark zurückging, wenn sie zusätzliche weibliche Eigenschaften betonten. Also eine dominante Chefin, die aber gleichzeitig sehr freundlich und ihren Mitarbeitenden zugewandt war, wurde aufgrund ihrer Dominanz nicht negativer bewertet. Wichtig für Frauen, die weiter aufsteigen wollen, ist also auch die Betonung ihrer weiblichen Eigenschaften.

Also – lasst Frau Frau sein und vor allem: Traut euch! Traut euch, Frau zu sein, traut euch, laut und stark zu sein. Verstecken hat noch keiner geholfen!

 

Wir rufen Sie zurück