Warum jetzt genau der richtige Zeitpunkt für eine Not-To-Do-Liste ist: Das Jahr neigt sich dem Ende zu. 2023 möchte sich gefühlt schon jetzt in unsere Hirne und Kalender quetschen. Damit beginnt die Zeit nach der besinnlichen Zeit des Jahres. Die Zeit, in der wir uns gern selbst überfordern durch neue gute Vorsätze, Selbstoptimierungsideen und Veränderungsdrang. Mal ganz ehrlich, wie oft haben Sie Ihre guten Vorsätze schon langfristig (!) in die Tat umgesetzt? Die Zahl geht bei den meisten von uns gegen Null.
Sie könnten sich dieses Jahr wieder mit einer ganzen Latte an Vorsätzen stressen. Ich empfehle Ihnen heute stattdessen das Gegenteil zu tun. Erstellen Sie Ihre Not-To-Do-Liste. Konzentrieren Sie sich nächstes Jahr einfach auf die Dinge, die Sie zukünftig nicht mehr oder seltener machen möchten. Das entschleunigt ungemein.
Vier Beispiele
#1
Sie sind jemand, der gerne diskutiert und überraschend häufig das letzte Wort hat (haben muss)? Ein bisschen ist das auch unangenehm. Es bedeutet, dass das Diskussionsgegenüber irgendwann einfach aufgibt und Ihre letzte Aussage stehen lässt. Fühlt sich gar nicht mal so gut an, oder? Glauben Sie mir, ich kenne das. Dann schreiben Sie sich doch auf Ihre Not-To-Do-Liste „Ich möchte nicht mehr ständig das letzte Wort haben.“ Schwierig? Nein. Sie können sich auch aufschreiben „Einfach mal die Klappe halten.“ Wenn wir ehrlich sind, trifft es das genauso gut. 😊
#2
Sie können als sehr empathische*r Kolleg*in ganz schlecht wegschauen, wenn es in der Organisation irgendwo brennt. Damit sind Sie eine echte Bereicherung für jedes Team! Das führt aber auch oft dazu, dass Sie Kolleg*innen entlasten (deren Empfindlichkeit für Belastung vielleicht auch höher ist als Ihre). Sie verspüren dafür nun eine ausgeprägte Zusatzbelastung. Wie wär’s denn mal mit diesem Eintrag auf Ihrer Not-To-Do-Liste? „Ich nehme nicht mehr jeden Appell entgegen.“ Für die ganz besonders Empathischen unter uns gibt es auch eine Alternative. „Ich höre nicht mehr aus jeder Aussage einen Hilfeschrei heraus.“. Mit anderen Worten: „Wer Hilfe von mir will, soll mich ausdrücklich darum bitten.“ Sie werden sich wundern, wieviel weniger Druck Sie in Zukunft haben. Um Hilfe bitten, fällt vielen Menschen wirklich schwer.
#3
Kennen Sie die Situation im Team? Sie fragen „Wer macht es?“ und jemand antwortet zuverlässig „Immer der, der fragt!“? Und schon haben wir ein weiteres Not-To-Do definiert. „Ich versuche nicht mehr, alle Fäden in der Hand zu halten.“ Sie haben nicht die Projektleitung (was aufgrund der Antwort auf die Frage wahrscheinlich ist)? Dann lassen Sie die Planung doch einfach mal laufen. Irgendjemand kommt am Ende schon auf die Idee, die Aufgaben auch Personen zuzuordnen. So schaffen es auch andere einmal, sich in die Organisation von Projekten einzubringen. Mit Ihrer sehr weitblickenden Art haben Sie denen ansonsten vielleicht die Luft aus den Segeln genommen.
#4
Einen hab‘ ich noch: Kennen Sie eine dieser Situationen? Sie hören zwei Kolleg*innen leise miteinander sprechen. Sie beschleicht das Gefühl, es geht dabei um Sie? Ihr*e Partner*in sagt etwas wie „Gut siehst du heute aus!“ Und Sie denken „Ja, und gestern hab‘ ich nicht gut ausgesehen?!“ Sie analysieren die E-Mail eines Kunden ganz genau. Sie glauben, einen Vorwurf herauszulesen, der aber nicht ausformuliert dasteht? Sagen Sie mal, stresst Sie das nicht?! Dann lassen Sie das! „Ich lese nicht mehr zwischen den Zeilen“ gehört ganz oben auf Ihre Not-To-Do-Liste!
Mit Ihrer persönlichen Not-To-Do-Liste optimieren Sie sich von ganz alleine. Dies gelingt, indem Sie Dinge lassen, statt sie zu tun!
Zugegeben, die Idee kommt nicht von mir. Der Autor Marc-Uwe Kling bzw. das Känguru, das bei ihm lebt, hatte diesen kreativen Einfall. Er lässt sich aber wunderbar im Alltag anwenden, selbst wenn man kein Beuteltier ist. Vielleicht kennen Sie Marc-Uwe Kling und seine legendären Känguru-Chroniken noch nicht? Dann erhalten Sie hiermit eine ganz klare Lese- oder noch besser Hörempfehlung!