06.04.2023
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Theresa Hummel

40-Stunden-Woche? Nein danke!

Im Kontext des New Work wird die 40-Stunden-Woche gerade heiß diskutiert. Es scheint ein polarisierendes Thema zu sein. Auf der einen Seite stehen die glühenden Befürworter*innen, auf der anderen die ebenso engagierten Gegner*innen. Bei aller Emotion: Welche Erkenntnisse gibt es hierzu?

Eine 40-Stunden-Woche sorgt nicht automatisch für eine höhere Produktivität.

Eine 40-Stunden-Woche bringt nicht zwangsläufig eine hohe Produktivität mit sich (iStock/sturti)

Wo kommt die 40-Stunden-Woche eigentlich her?

Im 19. Jahrhundert wurden die ersten Gewerkschaften gegründet. Sie setzten sich früh für bessere Arbeitsbedingungen und in diesem Zusammenhang für geringere Arbeitszeiten ein. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg lag die deutsche Wochenarbeitszeit durchschnittlich bei 48 Stunden, verteilt auf sechs Tage. 1955 beschäftigte sich der Spiegel in „Die Zeit ist reif“ mit dem Thema 40-Stunden-Woche. Sie hielt nach und nach Einzug in viele Branchen, zuletzt 1983 in die Landwirtschaft. Historisch betrachtet, war die 40-Stunden-Woche ein echter Erfolg der Gewerkschaftsarbeit.

 

40-Stunden-Woche: Eine Frage der Generation?

In Social-Media-Diskussionen erscheint das Thema Wochenarbeitszeit manchmal abhängig von der Generation zu sein. Gerade der Generation Z wird hier oft vorgeworfen, dass sie einfach zu faul sei. Doch die Corona-Pandemie hat für viele Arbeitnehmende einen Paradigmen-Wechsel eingeläutet. Arbeit steht seitdem über alle Generationen hinweg nicht mehr so im Fokus wie zuvor.

 

Herausforderungen einer reduzierten Arbeitszeit

Kritische Stimmen bemängeln, dass der Wunsch nach Reduktion der Arbeitszeit genau zum falschen Zeitpunkt kommt, weil ohnehin Fachkräftemangel herrscht. Die SZ greift das in ihrem Artikel „Die-Vier-Tage-Woche ist kein Allheilmittel“ auf. Es wird vermutet, dass Arbeitnehmer*innen genau das spüren: mehr Druck durch Personalnot. Das könnte an vielen Stellen ein Grund für den Wunsch nach Arbeitszeitreduktion sein. So ist man dem Druck immerhin weniger lang ausgesetzt. Man mag außerdem einwenden, dass eine generelle Reduzierung nicht in allen Bereichen möglich sei. Doch ist das so?

 

Reduzierte Arbeitszeit in Care-Berufen

Eine generelle Reduktion bei gleichbleibendem Lohn beispielsweise in der Kinderbetreuung oder Pflege wäre sicher eine große Erleichterung für die dort Beschäftigten. Schweden führte hierzu einen zweijährigen Versuch in einem Pflegeheim durch. Die 40-Stunden-Woche wurde von der 30-Stunden-Woche abgelöst. Im Ergebnis mussten logischerweise mehr Fachkräfte beschäftigt werden, um die Betreuungszeiten abzudecken. Dies verursachte höhere Kosten. Auf der anderen Seite wurden aber auch Kosten eingespart, da es deutlich weniger Ausfälle unter den Mitarbeitenden gab. Sowohl die Bewohner*innen als auch die Angestellten profitierten vom Modell: Mehr Zeit für die Bewohner*innen, weniger Erschöpfung bei Angestellten und das günstiger als erwartet.

 

Chancen einer reduzierten Arbeitszeit

In manchen Berufen ist also zumindest mit höheren Ausgaben zu rechnen. Viele andere Bereiche könnten von einer Reduzierung der Stunden bei gleicher Bezahlung aber auch finanziell profitieren. Laut einer Studie aus Großbritannien stieg die Produktivität bei einer Verringerung der Arbeitszeit um 20 Prozent auf 22 Prozent. Der Bewerbungseingang der teilnehmenden Unternehmen stieg um 88 Prozent, die Fehlzeiten gingen um 66 Prozent zurück. Die teilnehmenden Unternehmen können größtenteils dem Dienstleistungssektor zugerechnet werden.

 

Fazit zur 40-Stunden-Woche

Dass Anwesenheit nicht gleich höhere Produktivität bedeutet, wurde schon vielfach vermutet. Jetzt kann es auch mit Zahlen belegt werden. Es überrascht nicht, dass die Reduzierung der Arbeitszeit für manche Branchen schwieriger umzusetzen ist als für andere. Gerade bei Fachkräftemangel sollte aber das politische Versagen der letzten Jahrzehnte nicht noch mit einer höheren Stundenzahl kompensiert werden. Wir bei Personalrezepte haben auch alle zwei Wochen eine Arbeitszeitreduktion bei gleicher Entlohnung: unseren „Freiday“. Wir empfinden dies als Privileg, das wir ungern wieder verlieren möchten, weil unsere Produktivität darunter leidet. Dementsprechend motiviert gehen wir unsere Aufgaben an den anderen Tagen an!

Sie interessieren sich in Ihrem Unternehmen für flexible Arbeitsmodelle und New Work, wissen aber nicht, wie Sie das organisatorisch und/oder rechtlich angehen sollen? Gerne stehen wir Ihnen hier mit Rat und Tat zu Seite!

 

 

 

 

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