25.08.2022
ArbeitsweltKarriere
Marion Hodapp

Frauen in der Führung: Mit einem Lächeln gegen Ignoranz

Führung im 21. Jahrhundert: Diskussionen um Sinnhaftig- oder Sinnlosigkeit einer Frauenquote begleiten uns. Bei der Neuvergabe des Kanzler*innenamtes wurde für die Zukunftsausrichtung unseres Staates ein Boomer-Mann gewählt. Es hätte theoretisch auch eine Frau aus der X/Y-Generation werden können. Nicht einmal die Mailingvorlagen zahlreicher Wirtschafts-Newsletter werden Frauen in Führung gerecht.

Frauen werde gerade in Führungspositionen immer noch häufig unterschätzt.

Ein Lächeln gegen Ignoranz, wenn Frauen mal wieder als Krümel und nicht als Keks wahrgenommen werden (pixabay/Anna Prosekova)

Frauenquote in der Führung

In unserer Welt existieren Frauen in Führungspositionen. Wirklich. Die Frauenquote in der Führung liegt in Deutschland laut statistischem Bundesamt immerhin bei 29,4%. Im EU-weiten Vergleich landen wir damit im unteren Drittel.

In einer männerdominierten Welt (und das ist in bestimmten Branchen sicher stärker ausgeprägt als in anderen) haben es Frauen in Führungspositionen nicht so leicht. Sie müssen aus dem Schatten des „erfahrenen Silberrückens“ treten. Dann erst können sie als gleichberechtigte Ansprechpartnerin anerkannt werden. Ich habe Frauen mit Führungsverantwortung mit eigenen Augen gesehen. Nicht immer habe ich sie für gut befunden. Daher versuche ich, es nun selbst besser zu machen. Aber Hand aufs Herz: So einfach ist das nicht.

Vier persönliche und kuriose Erlebnisse zu Führung

  1. Ich stelle Fragen an ein Lieferantenunternehmen. Der Key Account Manager beantwortet diese konstant und über mehrere Konversationen hinweg ausschließlich gegenüber meinem Geschäftspartner.
  2. Ich werde zur Jahreshauptversammlung eines Wirtschaftsverbands eingeladen, in dem ich Mitglied bin. Laut Anrede ist mein Mann eingeladen, der aber mit dem Verband nichts zu tun hat.
  3.  Geschäftspartner*innen (auch Frauen) rufen an und fragen mich, ob sie mit „dem Chef“ sprechen können.
  4. Das Meeting mit einem Dienstleistungsunternehmen dauert deutlich länger als geplant. Zum Abschluss fragt die Ansprechpartnerin, ob ich jetzt Ärger vom Boss (sie meinte meinen Geschäftspartner) bekomme.

Führung: Wir sind Keks, nicht Krümel!

Ich kann das alles meistens weglächeln. Das rate ich auch beispielsweise unserer studentischen Mitarbeiterin. Mit ihrem Hang zum Feminismus ist sie sonst gleich im Begriff, auf die Barrikaden zu gehen. Es passiert fast täglich, dass wir Frauen in der Führung als Krümel und nicht als Keks wahrgenommen werden. Dies geschieht nur, weil wir Frauen sind. Darüber können wir uns nicht ständig aufregen und dadurch unsere Energie aufbrauchen. Ehrlich gesagt bleibt „uns“ auch nichts anderes als Humor übrig. Jede andere Reaktion würde als zickig, hormonell gesteuert oder zu dominant verurteilt werden. Aber wird es nicht mal Zeit für uns alle, umzudenken?

Wie können wir das ändern?

  • Wir sollten Frauen in hochtechnischen Berufen als selbstverständlich wahrnehmen. Ebenso wie Männer mit sozialem Engagement und in der Pflege.
  • Wir begegnen Müttern, die die Rolle einer Elternsprecherin übernehmen nicht mit einem Augenrollen. Stattdessen danken wir ihnen einfach für den ehrenamtlichen Einsatz. Väter, die dieses Amt ausüben, statten wir dafür nicht mit einem maximalen Coolness-Faktor aus.
  • Einer Frau, die die Nerven verliert, können wir diese Gefühlsregung zusprechen, ohne sie als „hysterisch“ abzustempeln. Dieser Begriff wurde übrigens schon von Hippokrates verwendet und stammt vom griechischen Wort für „Gebärmutter“ ab. Trennen wir uns doch einfach davon. In einer emotional belastenden Situation dürfen wir sowohl Männern als auch Frauen Beistand anbieten.
  • Bestimmte Attribute sollten wir generisch vergeben und nicht als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ abtun. Zum Beispiel Durchsetzungsstärke, Unnachgiebigkeit, Uneinsichtigkeit, Sturheit…

Viele meiner Ansprechpartner*innen sind modern, weltoffen und zukunftsgerichtet. Frauen in Führung sind eine Selbstverständlichkeit, über die man mit ihnen nicht sprechen muss. Allen anderen begegne ich mit einer großen Portion Gelassenheit und Humor. Der Mann an meiner geschäftlichen Seite lacht auch gerne herzlich mit. Das hilft mir ebenso, wie seine grundsätzliche Haltung zu Frauen in Führung. Wir führen gemeinsam und auf Augenhöhe!

 

 

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