26.04.2021
ArbeitsweltKarriere
Laura Adler

Die gefürchtete Lücke im Lebenslauf

Die Karriereplattform LinkedIn ist dafür bekannt, regelmäßig mit neuen Features aufzuwarten. So kann man seit Kurzem LinkedIn-Jobtitel wie „Stay-at-home-Parent“ oder „Caretaker“ hinterlegen, um eine Unterbrechung der Erwerbstätigkeit zu kennzeichnen. Was der Enttabuisierung der Elternzeit und Normalisierung der berühmt-berüchtigten Lücke im Lebenslauf dienen soll, wirft aber auch Fragen auf:

  • Im Zeitalter von New Work und Work-Life-Blending müssen wir nach einer beruflichen Auszeit immer noch Angst davor haben, auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr ernst genommen zu werden. Wie kann das sein?
  • Warum gibt es nach wie vor Führungsverantwortliche, die Elternschaft mit verminderter Leistungsfähigkeit gleichsetzen? Gerade Mütter und Väter sind doch oft besonders belastbar.
  • Warum beäugen Personalentscheider*innen häufige Wechsel eher kritisch?

Die Generation Y [WHY], die sich jetzt nach und nach an den Unternehmensspitzen etabliert, ist in einer multioptionalen Gesellschaft aufgewachsen. Ein geradliniger Lebenslauf wirkt hier eher antiquiert. Und wenn bald die Generation Z ins Berufsleben einsteigt, ist ohnehin damit zu rechnen, dass ein nachhaltiger und gesunder Lebensstil einer spektakulären aber potenziell krank machenden Karriere den Rang ablaufen wird.

Konsequenzen für die Praxis

Wir Personaler müssen uns aktiv mit diesen Veränderungen auseinandersetzen und Konsequenzen für unsere Berufspraxis ableiten. Dass wir von der Verwendung der neuen LinkedIn-Jobtitel abraten, weil Jobsuchende so möglicherweise der sogenannten „Parenthood Penalty“ zum Opfer fallen könnten, darf keine dieser Konsequenzen sein. Denn das führt am Ende nur dazu, dass wir die Suchmaschinen auch weiterhin um Tipps und Tricks zur vermeintlich notwendigen Beschönigung beruflicher Auszeiten bemühen. Der Diskriminierung  bieten wir so eine neue Bühne. Ein Nachteil entsteht Verwender*innen von Berufsbezeichnungen wie „Stay-at-home-Mum“ oder geplanter Varianten wie „Parental Leave“, „Family Care“ und „Sabbatical“ dennoch: Im Rahmen der Talentakquise mithilfe boolescher Operatoren sind diese Profile deutlich schwieriger zu finden. Wer also auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung ist, sollte die Babypause oder Vollzeitpflege eher an anderer Stelle sichtbar machen.

Eines ist gewiss: In unserem Team hat das Update der LinkedIn-Jobtitel für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt. Und dass Themen wie Elternschaft und Pflege dadurch – auch unabhängig der Corona-Pandemie – wieder stärker im beruflichen Kontext diskutiert werden, ist in jedem Fall positiv zu bewerten.

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