21.12.2023
ArbeitsweltKarriereUnter uns
Marion Hodapp

Jugendsprache im Berufsalltag

„Auf Lock im Berufsalltag: Darf er so?“ Jugendsprache hat längst nicht nur die Schulhöfe erobert, sondern hält auch zunehmend Einzug in den Berufsalltag. Dabei ist die Verwendung aktueller Jugendwörter am Arbeitsplatz oft nicht nur ein Zeichen für die Dynamik der Sprache, sondern kann auch die Integration jüngerer Generationen in altersgemischte Teams fördern. Wir haben uns das mal genauer angesehen:

Jugendsprache und die Verbindung der Generationen

Jugendsprache kann Brücken bauen und für neue Dynamik in der Kommunikation sorgen (Firefly)

Die Vielfalt der Jugendsprache

Jugendsprache ist lebendig, wandelbar und oft von Kreativität geprägt. Während wir 2021 noch über „cringe“ gestolpert sind und 2022 „bodenlos“ neue Begriffe in unseren Sprachgebrauch „gesmasht“ haben, versuchen wir heute, „auf Lock“ nicht „goofy“ zu sein und als „NPC“ zu gelten – äh, oder? Was man nicht alles für ein „Slay!“ tut … An alle, die hier schon ausgestiegen sind: Nicht verzweifeln, wir haben die aus unserer Sicht 😉😁 wichtigsten der aktuellen Jugendwörter mal zusammengefasst:

  • „Auf Lock“ – Abkürzung von „auf locker“, Bedeutung: die Dinge entspannt angehen. Beispiel: „Ich gehe mit ein paar Freunden raus auf Lock!“
  • „Darf er so“ – Ausdruck der Verwunderung und Abkürzung von „Darf er das einfach so sagen?“, wird verwendet, wenn etwas Provokantes gesagt oder getan wurde
  • „goofy“ – Adjektiv im Sinne von „komisch“, „tollpatschig“ oder „weird“
  • „NPC“ – Abkürzung für „Non-Playable-Character”. Hat eine abwertende Bedeutung und wird genutzt um klarzustellen, dass jemand unwichtig ist. Beispiel: „Schau dir mal den NPC an!“
  • „Rizz“ – Die Fähigkeit einer Person zu flirten und verbal charmant zu sein. Beispiel: „Der hat echt Rizz!“ oder „Ich habe ihr meinen Rizz gezeigt und sie hat mir gehört“
  • „Side eye“ – zu Deutsch „Seitenblick“. Wird verwendet, um Verachtung oder Missbilligung auszudrücken.
  • „Slay“ – Ausdruck von Zustimmung oder Bewunderung. Beispiel: „Dein Outfit sieht gut aus! Slay!

Jugendsprache im Berufsalltag

Die Verwendung und das Zulassen von Jugendsprache kann tatsächlich positive Aspekte für die Bindung an Kolleg*innen und Unternehmen haben! Zum Beispiel durch folgende Effekte:

  1. Bindung zwischen den Generationen: Jugendsprache schafft eine informelle Atmosphäre, die es den Mitarbeitenden ermöglicht, sich auf einer persönlichen Ebene zu verbinden. Sie baut Brücken zwischen den Generationen, nicht zuletzt vielleicht dank kritischer Blicke und Nachfragen durch die vermeintlich lebenserfahreneren Älteren, und fördert so die Kommunikation miteinander und das Verständnis füreinander.
  2. Raum für Kreativität: Die Einbeziehung der Jugendsprache bringt eine frische Perspektive und Dynamik in die Kommunikation. Kreativität wird gefördert!
  3. Inklusion: Wenn ältere Kolleg*innen bereit sind, sich auf die Jugendsprache einzulassen, signalisiert dies eine Offenheit für Vielfalt und fördert ein inklusives Arbeitsumfeld.

Wir wollen aber auch nicht verschweigen, dass die Abkehr von der formalen Sprache auch negative Einflüsse mit sich bringt:

  1. Fehlendes Verständnis: Nicht alle Mitarbeitenden sind mit den Trends der Jugendsprache vertraut. Dies führt zu Missverständnissen bis hin zum völligen Unverständnis, was die Kommunikation erschweren kann.
  2. Professionalität: Ein zu häufiger oder unangemessener Gebrauch von Jugendsprache kann intern wie auch extern als unprofessionell wahrgenommen werden. In formellen Situationen sollte daher weiterhin auf eine angemessene Kommunikation geachtet werden – in welcher Form auch immer.
  3. Diskrepanz in der Auslegung: Jugendsprache lässt unterschiedliche Interpretationen zu. Dies kann zu Fehlinterpretationen oder dem Gefühl mangelnder Wertschätzung kommen. Daher ist es immer wichtig sicherzustellen, dass alle Teammitglieder die Botschaften richtig verstehen. Wie heißt es so schön: „Kommunikation ist, was ankommt.“

Ältere Kolleg*innen und die Jugendsprache

Seien wir ehrlich, wenn ein Baby Boomer das Meeting mit „Yo Diggah, was geht?“ beginnt, ist das durchaus „cringe“. Alle Kolleg*innen sollten eigentlich immer darauf achten, dass ihre Verwendung von Sprache ganz allgemein kontextbezogen ist und den professionellen Rahmen einhält. Aber gerade bei älteren Kolleg*innen wird die zu inflationäre Verwendung von Jugendwörtern schnell als unangebracht empfunden. Daher ist es wichtig, das richtige Maß zu finden und die Begriffe durchaus einfließen zu lassen, wenn man das möchte; aber in einem gesunden Rahmen.

Die Verwendung von Jugendsprache durch ältere Kolleg*innen kann nämlich auch deutlich positive Effekte haben, sofern sie mit Respekt und Sensibilität erfolgt. Sie zeigt eine Offenheit für Veränderungen und fördert eine inklusive Unternehmenskultur.

Die richtige Mischung macht’s

Die Integration von Jugendsprache in den Berufsalltag kann die Arbeitsatmosphäre auflockern und die Verbindung zwischen den Generationen stärken. Es ist wichtig, dass die Verwendung jugendspezifischer Begriffe mit Bedacht geschieht, und dass ältere Kolleg*innen beim Einsatz der Sprachelemente genauso bewusst vorgehen wie jüngere, in deren Sprachgebrauch sie schon fest verwurzelt sind. Eine ausgewogene Mischung aus Respekt für die Vielfalt der Sprache und Professionalität wird dazu beitragen, dass Jugendsprache als kulturelles Bindeglied wirkt, anstatt potenzielle Missverständnisse zu schaffen.

In diesem Sinne: „props gehen raus“ an alle, die mit Jugendsprache eine „gechillte“ „Situationship“ haben. 😎

Wir rufen Sie zurück