10.03.2022
Arbeitswelt
Philomena Niebergall

Emotionale Intelligenz: Warum ist sie so wichtig?

Die Fähigkeit, Gefühle zu deuten, zu verstehen und passende Handlungen daraus abzuleiten, nennt sich „emotionale Intelligenz“ oder auch „EQ“. Sie wird oftmals mit Empathie verwechselt, doch das Empathievermögen ist nur ein Teilbereich der emotionalen Intelligenz. Denn während sich Empathie auf das bloße Wahrnehmen von Emotionen beschränkt, können emotional intelligente Menschen anschließend auch passende Handlungen ableiten.

Emotionale Intelligenz ist immer dann von Bedeutung, wenn Menschen miteinander kommunizieren.

Für den Führungserfolg spielt emotionale Intelligenz eine entscheidende Rolle (iStock/9dreamstudio)

Was bedeutet es, emotional intelligent zu sein?

Daniel Goleman, Autor des Bestsellers „EQ: Emotionale Intelligenz“, beschreibt emotionale Intelligenz als die „Klugheit der Gefühle“ und setzt diese Fähigkeit sogar mit dem Intelligenzquotienten gleich. Seiner Meinung nach ist die Kompetenz, rücksichtsvoll mit internen und externen Emotionen umgehen zu können, ebenso wichtig wie Intelligenz im „klassischen“ Sinne – sprich logisch und zielführend zu handeln.

Laut Goleman gibt es insgesamt fünf Kompetenzen der EQ:
(1) Soziale Kompetenz = Die Kompetenz, sich selbst als Teil eines Systems wahrzunehmen, und deshalb Beziehungen zu achten und Rücksicht in den Vordergrund zu stellen
(2) Selbstwahrnehmung = Bewusstes und unvoreingenommenes Wahrnehmen der eigenen Emotionen
(3) Selbstregulation = Impulskontrolle der eigenen Emotionen
(4) Motivation = Bereitschaft, zielführende Handlungen anzustoßen und zu vollbringen
(5) Empathie = Fähigkeit, Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen und diese zu verstehen

Diese Kompetenzen müssen alle im Zusammenspiel agieren, um einen Menschen mit vollkommener emotionaler Intelligenz auszustatten. Emotionale Intelligenz versteht sich als Spektrum, weshalb die Fähigkeit bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.

Wann ist EQ wichtig?

EQ spielt überall dort eine Rolle, wo Menschen miteinander kommunizieren, und gehört daher auch im beruflichen Kontext zu den gefragten Kernkompetenzen

Insbesondere Arbeitnehmer*innen in Schnittstellenpositionen, agilen Teams oder mit einem hohen Workload profitieren von einem hohen EQ-Quotienten. Anforderungen von allen Seiten sorgen schnell für Stress, der angemessen reguliert werden muss, und für individuelle Wünsche, die identifiziert werden müssen. Teamarbeit erfordert Problemlösefähigkeiten und das dazugehörige Auffassungsvermögen, besonders in der digitalen Arbeitswelt. Es kann schnell zu Missverständnissen und Problemen kommen, die emotional intelligente Personen deutlich effizienter und letztlich auch kompetenter lösen können.

Auch für den Führungserfolg spielt emotionale Intelligenz eine entscheidende Rolle. Es ist kein Zufall, dass das Konzept „Mindful Leadership“, also das achtsame Führen, auf immer größere Resonanz stößt. Menschen wollen auch im Arbeitsumfeld als Individuum, mit ihrem Engagement, ihren Kompetenzen und ihren Leistungen wahrgenommen werden. Daher wünschen sie sich Respekt und Anerkennung, also persönliche Resonanz von ihrer Führungskraft. Dabei ist es wichtig, dass die Wertschätzung authentisch und keine leere Worthülse ist. Denn nur wenn erlebbar wird, dass Vorgesetzte ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion sowie die Steuerung ihrer Gefühle systematisch und gezielt ausbauen, kann diese Wertschätzung auch ernst genommen werden. Eine Führungskraft, der emotionale oder auch soziale Kompetenzen fehlen, wird nie angemessen auf die unterschiedlichen Emotionen der Mitarbeitenden eingehen und daher auch keine Kultur des gemeinsamen Vertrauens etablieren können. Eine Führungskraft mit hoher emotionaler Intelligenz schafft hingegen ein Involvement, das sowohl das Unternehmen als auch jeden einzelnen Mitarbeitenden nach vorne bringt.

EQ-Wert verbessern?

Den eigenen EQ-Wert kann man online errechnen lassen, zum Beispiel hier: https://www.psychomeda.de/online-tests/eq-test.html . Sollten die Ergebnisse nicht zufriedenstellend sein, ist es möglich, die eigene emotionale Intelligenz proaktiv zu verbessern, indem man übt, a) eigene Bedürfnisse zu erkennen, b) die eigene Toleranz zu stärken und c) kommunikativ zu bleiben. Der EQ allein entscheidet keineswegs über den beruflichen Erfolg einer Person, jedoch wirkt sich ein hoher EQ-Quotient ganz entscheidend auf ein kollegiales Miteinander und somit auch auf den Geschäftserfolg aus.

 

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