Die Anrede mit „Du“ oder „Sie“ ist meist eine sehr bewusste Entscheidung. In Unternehmen kann sie die Kultur entscheidend prägen. Seit einiger Zeit können wir einen Wandel vom „Sie“ zum „Du“ beobachten, sogar über die Firmenzugehörigkeit hinweg: Selbst in Vorstellungsgesprächen sowie mit Dienstleistern und externen Partnern hat das Du längst Einzug gehalten. Es gilt als Zeichen von Nähe und flachen Hierarchien. Doch passt eine Duz-Kultur wirklich zu jedem Unternehmen? Wo liegen die Vorteile und wo die Hürden?

Eine Duz-Kultur im Unternehmen kann Nähe schaffen (Canva/AI)
Duz-Kultur und flache Hierarchien – ein passendes Konzept
Meiner Meinung nach wirkt das „Du“ besonders dann natürlich, wenn es mit einer offenen, flachen Hierarchie einhergeht. In Unternehmen, in denen sich alle auf Augenhöhe begegnen, stärkt das Duzen das Gemeinschaftsgefühl und fördert eine familiäre Atmosphäre. Es kann Barrieren abbauen, die Kommunikation erleichtern und dazu beitragen, dass sich Mitarbeitende stärker mit dem Unternehmen verbunden fühlen.
In meinem Unternehmen, also hier bei Personalrezepte, leben wir diese Kultur ganz bewusst. Wir sind ein kleines Team, in dem sich alle duzen – und das passt perfekt zu unserer familiären Atmosphäre. Durch das „Du“ fühlt sich die Zusammenarbeit natürlicher und persönlicher an, was den Teamgeist und die Motivation stärkt. Um ehrlich zu sein, ist das Siezen der Kolleginnen und Kollegen hier mittlerweile undenkbar.
Persönlichkeit und Nähe als Vorteile
Das Duzen kann dazu beitragen, dass sich Mitarbeitende wohler fühlen. Es baut Hemmschwellen ab, man bringt sich gerne ein und ist eher bereit, auch Persönliches mitzuteilen. Das Duzen über alle Ebenen hinweg signalisiert Offenheit, eine moderne Unternehmenskultur und ein vertrauensvolles Miteinander. Auch in der externen Kommunikation kann das Duzen eine ungezwungenere und direktere Ansprache ermöglichen. Aber Vorsicht! Nicht alle Geschäftskontakte schätzen diese Nähe.
Wann das „Du“ nicht unbedingt passt
In bestimmten Branchen und Geschäftsbeziehungen hat das „Sie“ nach meiner Wahrnehmung weiterhin seine Berechtigung. In sehr formellen oder traditionsbewussten Unternehmen wahrt das „Sie“ auch in der Außendarstellung eine gewisse Distanz und Professionalität. Die Kommunikation mit Kundinnen, Kunden und externen Geschäftspartner*innen sollte sich der jeweiligen Situation anpassen. Gerade wenn das Kerngeschäft eine gewisse Seriosität erfordert, kann das “Sie” im Außenverhältnis Respekt und Wertschätzung vermitteln. Auch in sehr persönlichen Bereichen (z.B. im Eltern-Lehrkraft-Verhältnis sowie bei Themen rund um Gesundheit, Pflege, Abschied und Trauer) kann eine gewisse Distanz durch das Sie unterstützend und prozessfördernd sein. Wichtig ist, dass die gewählte Anrede zur Kultur und zu den Menschen passt, die miteinander in Verbindung stehen.
Fazit: Intern entscheidet die Unternehmenskultur, extern gelten andere Werte
Glücklicherweise können Unternehmen selbst entscheiden, welche Anredeform sie verwenden – Hauptsache, sie passt zur Kultur und den gelebten Werten. Gerade unter Kolleginnen und Kollegen spielt die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle bei der Entscheidung über „Du“ oder „Sie“. Bei Personalrezepte duzen wir uns untereinander, und das beginnt schon im Vorstellungsgespräch. In der Kommunikation mit externen Partner*innen handhaben wir es flexibel: Bestimmte Branchenkontakte schätzen die Sie-Kultur nach wie vor sehr, und nach gut 12 Jahren Zusammenarbeit würde sich ein „Du“ wirklich komisch anfühlen. Andere Branchen und Unternehmen kommen bereits im ersten Kontakt mit dem „Du“ auf uns zu. Wir gehen hier jeden Weg gerne mit.
Ich persönlich fühle mich mit dem „Du“ sehr wohl. Ich schätze die lockere, angenehme Arbeitsatmosphäre, die dadurch entsteht. Für mich ist sie ein wichtiger Baustein für eine moderne, offene Unternehmenskultur, in der ich sehr gerne arbeite.