Ein Glück, dass es die Probezeit gibt. In den Vorstellungsgesprächen wurde die gemeinsame Zukunft noch in den buntesten Farben ausgemalt. Das Unternehmen hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Doch im Berufsalltag findet man sich manchmal schnell auf dem Boden der Tatsachen wieder.

Manchmal merkt man erst in der Probezeit, dass der Job nicht das Gelbe vom Ei ist … (iStock/AtlasStudio)
Befragungen zeigen, dass fast jede*r zweite Deutsche das Arbeitsverhältnis schon einmal in der Probezeit oder im ersten Jahr gekündigt hat. Doch woran kann das liegen? Wir schauen uns vier häufige Gründe an:
- Arbeitsbedingungen:
Der neue Kollege hat ein Projekt übertragen bekommen, muss nun aber feststellen, dass von ihm Unmögliches erwartet wird, weil die Kalkulation vorne und hinten nicht stimmt? Oder weichen die tatsächlichen Aufgaben von den besprochenen ab? Findet sich die Back-End-Developerin beim Pixelschubsen im Front-End-Bereich wieder, weil hier der Engpass groß ist? Glücklich wird sie damit nicht. - Misslungenes Onboarding:
Ein gelungener Onboarding-Prozess ist ein wichtiger Baustein, um Kündigungen in der Probezeit zu vermeiden. Oft werden viel Zeit, Geld und Energie in die Gewinnung der richtigen Fachkräfte investiert. Das Onboarding ist dann manchmal nur das ungeliebte Stiefkind und nicht der wichtigste abschließende Recruiting-Schritt. Mögliche Probleme können sein:- Fehlende Einarbeitung: Planloses Hangeln von Tag zu Tag zerstört jede Motivation!
- Kein Zugang zu wichtigen Informationen oder Tools: Hierdurch wird neuen Kolleg*innen der Einstieg unnötig erschwert. Auch das kann ein Kündigungsgrund in der Probezeit sein.
- Eine distanzierte TeamdynamikUm dem entgegenzuwirken, braucht es einen strukturierten Einarbeitungsplan, eine zugewiesene Ansprechperson und regelmäßiges Feedback. Das trägt dazu bei, dass sich neue Mitarbeitende schneller einleben und sich wertgeschätzt fühlen.
- Fehlende fachliche oder persönliche Eignung:
Manchmal zeigt sich während der Probezeit, dass die Stelle und der Mitarbeitende nicht zusammenpassen. Das kann fachliche Gründe haben, etwa wenn die Anforderungen über oder unter dem Kompetenzniveau des Mitarbeitenden liegen. Aber auch persönliche Faktoren wie eine fehlende kulturelle Passung zum Team oder zur Unternehmenskultur spielen eine Rolle. Die Identifikation mit den Unternehmenswerten spielt eine Schlüsselrolle in der Bindung an das Unternehmen. Die Weichen zur Vermeidung von Kündigungen in der Probezeit sollten daher bereits im Bewerbungsprozess gestellt werden. Unternehmenswerte und eigene Werte können hier schon thematisiert und abgeglichen werden. Weiterhin ist ein enger und regelmäßiger Austausch zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer*in während der Probezeit wichtig. So können Probleme frühzeitig erkannt und möglicherweise behoben werden. - Zwischenmenschliche Konflikte:
Nicht alle persönlichen oder beruflichen Beziehungen funktionieren reibungslos. Das gilt auch für das Arbeitsumfeld. Konflikte mit Vorgesetzten oder Kolleg*innen können dazu führen, dass sich Mitarbeitende unwohl oder nicht respektiert fühlen. Eine offene Feedbackkultur und die Möglichkeit, Probleme anzusprechen, sind entscheidend, um solche Konflikte zu lösen. Oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Arbeitgeber sollten zudem dafür Sorge tragen, dass ihre Führungskräfte im Konfliktmanagement geschult sind.
Fazit
Kündigungen während der Probezeit lassen sich nicht immer vermeiden. Es handelt sich schließlich um eine Testphase für beide Seiten. Viele Kündigungsgründe lassen sich jedoch durch eine klare Kommunikation, ein durchdachtes Onboarding und einen regelmäßigen Austausch verhindern. Arbeitgeber, die sich um eine gute Integration und transparente Anforderungen bemühen, können Talente eher langfristig halten. Mitarbeitende sollten die Probezeit nutzen, um herauszufinden, ob sie sich in der neuen Rolle wohlfühlen.